Zitate - B.R. schreibt über ihre erste Krebserkrankung und die anstehende Operation

10.09.68
"Nur ein paar Zeilen – nach langem Schweigen. Heute habe ich das Urteil erfahren, auf das ich seit Monaten wartete, in gewisser Weise auch vorbereitet war. Ich habe Krebs. Da das fleißige Tierchen Tag für Tag an seinem Werk arbeitet, bleibt mir nicht mal Zeit für den Möbeltransport nach N., ich muß sofort ins Krankenhaus (hier in Hoy, wo es einen verläßlichen Chirurgen gibt und, was beinahe noch wichtiger ist, meinen lieben Herrn, den ich jetzt mehr brauche denn je und der eine wunderbare Art hat, einem Mut zu machen). (...)

Drück mir die Daumen. Ich habe Angst. Ich möchte so gern ein Held sein, aber dazu reicht’s noch nicht." (S. 256)

18.09.68
"(...) Eigentlich sollte ich morgen in Hoy operiert werden, aber als ich das Krankenhaus sah, bin ich völlig zusammengebrochen. So einen schmutzigen, düsteren, vergammelten Kasten habe ich noch nicht gesehen. Ich wäre einfach gestorben darin." (S. 258)

Elten-Krause, Elisabeth/Lewerenz, Walter: Brigitte Reimann in ihren Briefen und Tagebüchern

11.09.68
"Heute habe ich von Dr. Marquardt erfahren, daß ich Krebs habe. Die rechte Brust muß abgenommen werden. Es war ein furchtbarer Schock. Ich dachte immer: Warum muß das gerade mir zustoßen? Nun habe ich den ganzen Tag gearbeitet – das beruhigt. Tränen wird’s bestimmt noch geben, aber jetzt bin ich ziemlich gefaßt. man muß eben durch." (S. 215)

Reimann, Brigitte: Alles schmeckt nach Abschied. Tagebücher 1964-1970