20.12.68
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Schon vier Wochen in N[eubrandenburg]. Merkwürdig, kein Heimweh nach Hoyerswerda; freilich vermisse ich ein paar Leute, Dreßlers, Schömanns, die Schmidts. Zu Anfang, als Jon wieder abgereist war, fühlte ich mich abends manchmal sehr einsam, ich hatte auch ein bißchen Angst: die Wohnung zu ebener Erde, Schlafzimmerfenster zur Terrasse, die Erkerfenster. Einmal spät abends klopften ein paar Männer ans Fenster. Todesschreck (ich lese gerade Kaltblütig!), aber es waren unsere netten Möbelpacker, die wieder einen Umzug nach N. hatten, und wir tranken eine Runde, und von dem stärksten Mann ließ ich ein Fenster aufreißen. Die Fenster waren alle nach dem Lackieren geschlossen worden und nun wie zugenagelt. Überhaupt die Wohnung … Die Wände schon gerissen, das Badezimmer unter Wasser (ein Rohr war gebrochen), überall feuchte Kälte. Als es dann auch draußen kalt wurde, bin ich beinahe erfroren. Die Elektro-Öfen waren ab Mittag bloß noch lauwarm, am Nachmittag und Abend eiskalt." (S. 219)
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